Sonntag, 24. Juni 2012

Lied, das ein selbst gemahltes Band begleitete

Goethe Gedichte


Lied, das ein selbst gemahltes Band begleitete


Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute iunge Frühlingsgötter
Tändlend auf ein lüftig Band.

Zephir nimm ’s auf deine Flügel,
Schlings um meiner Liebe Kleid!
Und sie eilet vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.

Sieht mit Rosen sich umgeben
Sie, wie eine Rose iung.
Einen Kuß! geliebtes Leben,
Und ich bin belohnt genung.

Fühle was dies Herz empfindet,
Reiche frey mir deine Hand.
Und das Band, das uns verbindet,
Sey kein schwaches Rosenband.


Familienfunk Lieblingssongs

Liedgut
Ultraviolence

Entre dos aguas


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Freitag, 22. Juni 2012

Der Räuberbräutigam

40. Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm


Es war einmal ein Müller, der hatte eine schöne Tochter, und als sie herangewachsen war, so wünschte er sie wäre versorgt und gut verheirathet: er dachte „kommt ein ordentlicher Freier und hält um sie an, so will ich sie ihm geben.“ Nicht lange so kam ein Freier, der schien sehr reich zu sein, und da der Müller nichts an ihm auszusetzen wußte, so versprach er ihm seine Tochter. Das Mädchen aber hatte ihn nicht so recht lieb, wie eine Braut ihren Bräutigam lieb haben soll, und hatte kein Vertrauen zu ihm: so oft sie ihn ansah oder an ihn dachte, fühlte sie ein Grauen in ihrem Herzen. Einmal sprach er zu ihr „du bist meine Braut und besuchst mich nicht einmal.“ Das Mädchen antwortete „ich weiß nicht wo euer Haus ist.“ Da sprach der Bräutigam „mein Haus ist draußen im dunkeln Wald.“ Es suchte Ausreden und meinte es könnte den Weg dahin nicht finden. Der Bräutigam sagte „künftigen Sonntag muß du hinaus zu mir kommen, ich habe die Gäste schon eingeladen, und damit du den Weg durch den Wald findest, so will ich dir Asche streuen.“ Als der Sonntag kam und das Mädchen sich auf den Weg machen sollte, ward ihm so angst, es wußte selbst nicht recht warum, und damit es den Weg bezeichnen könnte, steckte es sich beide Taschen voll Erbsen und Linsen. An dem Eingang des Waldes war Asche gestreut, der ging es nach, warf aber bei jedem Schritt rechts und links ein paar Erbsen auf die Erde. Es gieng fast den ganzen Tag bis es mitten in den Wald kam, wo er am dunkelsten war, da stand ein einsames Haus, das gefiel ihm nicht, denn es sah so finster und unheimlich aus. Es trat hinein, aber es war niemand darin und herrschte die größte Stille. Plötzlich rief eine Stimme

„kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.“

Das Mädchen blickte auf und sah daß die Stimme von einem Vogel kam, der da in einem Bauer an der Wand hieng. Nochmals rief er

„kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.“

Da gieng die schöne Braut weiter aus einer Stube in die andere und ging durch das ganze Haus, aber es war alles leer und keine Menschenseele zu finden. Endlich kam sie auch in den Keller, da saß eine steinalte Frau, die wackelte mit dem Kopfe. „Könnt ihr mir nicht sagen,“ sprach das Mädchen, „ob mein Bräutigam hier wohnt?“ „Ach, du armes Kind,“ antwortete die Alte, „wo bist du hingerathen! du bist in einer Mördergrube. Du meinst du wärst eine Braut, die bald Hochzeit macht, aber du wirst die Hochzeit mit dem Tode halten. Siehst du, da hab ich einen großen Kessel mit Wasser aufsetzen müssen, wenn sie dich in ihrer Gewalt haben, so zerhacken sie dich ohne Barmherzigkeit, kochen dich und essen dich, denn es sind Menschenfresser. Wenn ich nicht Mitleiden mit dir habe und dich rette, so bist du verloren.“

Darauf führte es die Alte hinter ein großes Faß, wo man es nicht sehen konnte. „Sei wie ein Mäuschen still,“ sagte sie, „rege dich nicht und bewege dich nicht, sonst ists um dich geschehen. Nachts wenn die Räuber schlafen, wollen wir entfliehen, ich habe schon lange auf eine Gelegenheit gewartet.“ Kaum war das geschehen, so kam die gottlose Rotte nach Haus. Sie brachten eine andere Jungfrau mitgeschleppt, waren trunken und hörten nicht auf ihr Schreien und Jammern. Sie gaben ihr Wein zu trinken, drei Gläser voll, ein Glas weißen, ein Glas rothen, und ein Glas gelben, davon zersprang ihr das Herz. Darauf rissen sie ihr die feinen Kleider ab, legten sie auf einen Tisch, zerhackten ihren schönen Leib in Stücke und streuten Salz darüber. Die arme Braut hinter dem Faß zitterte und bebte, denn sie sah wohl was für ein Schicksal ihr die Räuber zugedacht hatten. Einer von ihnen bemerkte an dem kleinen Finger der Gemordeten einen goldenen Ring, und als er sich nicht gleich abziehen ließ, so nahm er ein Beil und hackte den Finger ab: aber der Finger sprang in die Höhe über das Faß hinweg und fiel der Braut gerade in den Schooß. Der Räuber nahm ein Licht und wollte ihn suchen, konnte ihn aber nicht finden. Da sprach ein anderer „hast du auch schon hinter dem großen Fasse gesucht?“ Aber die Alte rief, „kommt und eßt, und laßt das Suchen bis Morgen: der Finger läuft euch nicht fort.“

Da sprachen die Räuber „die Alte hat Recht,“ ließen vom Suchen ab, setzten sich zum Essen, und die Alte tröpfelte ihnen einen Schlaftrunk in den Wein, daß sie sich bald in den Keller hinlegten, schliefen und schnarchten. Als die Braut das hörte, kam sie hinter dem Faß hervor, und mußte über die Schlafenden wegschreiten, die da reihenweise auf der Erde lagen, und hatte große Angst sie möchte einen aufwecken. Aber Gott half ihr daß sie glücklich durchkam, die Alte stieg mit ihr hinauf, öffnete die Thüre, und sie eilten so schnell sie konnten aus der Mördergrube fort. Die gestreute Asche hatte der Wind weggeweht, aber die Erbsen und Linsen hatten gekeimt und waren aufgegangen, und zeigten im Mondenschein den Weg. Sie giengen die ganze Nacht bis sie Morgens in der Mühle ankamen. Da erzählte das Mädchen seinem Vater alles wie es sich zugetragen hatte. Als der Tag kam wo die Hochzeit sollte gehalten werden, erschien der Bräutigam, der Müller aber hatte alle seine Verwandte und Bekannte einladen lassen. Wie sie bei Tische saßen, ward einem jeden aufgegeben etwas zu erzählen. Die Braut saß still und redete nichts. Da sprach der Bräutigam zur Braut „nun, mein Herz, weißt du nichts? erzähl uns auch etwas.“ Sie antwortete „so will ich einen Traum erzählen. Ich gieng allein durch einen Wald und kam endlich zu einem Haus, da war keine Menschenseele darin, aber an der Wand war ein Vogel in einem Bauer, der rief

„kehr um, kehr um, du junge Braut,
du bist in einem Mörderhaus.“

Und rief es noch einmal. Mein Schatz, das träumte mir nur. Da gieng ich durch alle Stuben, und alle waren leer, und es war so unheimlich darin; ich stieg endlich hinab in den Keller, da saß eine steinalte Frau darin, die wackelte mit dem Kopfe. Ich fragte sie „wohnt mein Bräutigam in diesem Haus?“ Sie antwortete „ach, du armes Kind, du bist in eine Mördergrube gerathen, dein Bräutigam wohnt hier, aber er will dich zerhacken und tödten, und will dich dann kochen und essen.“ Mein Schatz, das träumte mir nur. Aber die alte Frau versteckte mich hinter ein großes Faß, und kaum war ich da verborgen, so kamen die Räuber heim und schleppten eine Jungfrau mit sich, der gaben sie dreierlei Wein zu trinken, weißen, rothen und gelben, davon zersprang ihr das Herz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Darauf zogen sie ihr die feinen Kleider ab, zerhackten ihren schönen Leib auf einem Tisch in Stücke und bestreuten ihn mit Salz. Mein Schatz, das träumte mir nur. Und einer von den Räubern sah daß an dem Goldfinger noch ein Ring steckte, und weil er schwer abzuziehen war, so nahm er ein Beil und hieb ihn ab, aber der Finger sprang in die Höhe und sprang hinter das große Faß und fiel mir in den Schooß. Und da ist der Finger mit dem Ring.“ Bei diesen Worten zog sie ihn hervor und zeigte ihn den Anwesenden.

Der Räuber, der bei der Erzählung ganz kreideweiß geworden war, sprang auf und wollte entfliehen, aber die Gäste hielten ihn fest und überlieferten ihn den Gerichten. Da ward er und seine ganze Bande für ihre Schandthaten gerichtet.

Donnerstag, 21. Juni 2012

Neue Liebe neues Leben

Goethe Gedichte


Neue Liebe neues Leben


Herz, mein Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist Alles, was du liebtest
Weg warum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh’ –
Ach wie kamst du nur dazu!

Fesselt dich die Jugendblüthe,
Diese liebliche Gestalt,
Dieser Blick voll Treu’ und Güte
Mit unendlicher Gewalt?
Will ich rasch mich ihr entziehen,
Mich ermannen, ihr entfliehen,
Führet mich im Augenblick
Ach mein Weg zu ihr zurück.

Und an diesem Zauberfädchen,
Das sich nicht zerreißen läßt,
Hält das liebe lose Mädchen,
Mich so wider Willen fest;
Muß in ihrem Zauberkreise
Leben nun auf ihre Weise.
Die Verändrung ach wie groß!
Liebe! Liebe! laß mich los!


Wege zur Liebe


Hochzeit

Love Thinking


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Sonntag, 17. Juni 2012

Prometheus

Goethe Gedichte


Prometheus


Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst,
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Müßt1 mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Gluth
Du mich beneidest.

Samstag, 16. Juni 2012

Die Bienenkönigin

62. Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm


Zwei Königssöhne giengen einmal auf Abenteuer und geriethen in ein wildes, wüstes Leben, so daß sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der jüngste, welcher der Dummling hieß, machte sich auf und suchte seine Brüder: aber wie er sie endlich fand, verspotteten sie ihn, daß er mit seiner Einfalt sich durch die Welt schlagen wollte, und sie zwei könnten nicht durchkommen, und wären doch viel klüger. Sie zogen alle drei miteinander fort und kamen an einen Ameisenhaufen. Die zwei ältesten wollten ihn aufwühlen und sehen wie die kleinen Ameisen in der Angst herumkröchen und ihre Eier forttrügen, aber der Dummling sagte „laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie stört.“ Da giengen sie weiter und kamen an einen See, auf dem schwammen viele viele Enten. Die zwei Brüder wollten ein paar fangen und braten, aber der Dummling ließ es nicht zu, und sprach „laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie tödtet.“ Endlich kamen sie an ein Bienennest, darin war so viel Honig, daß er am Stamm herunterlief.

Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen und die Bienen ersticken, damit sie den Honig wegnehmen könnten. Der Dummling hielt sie aber wieder ab, und sprach „laßt die Thiere in Frieden, ich leids nicht, daß ihr sie verbrennt.“ Endlich kamen die drei Brüder in ein Schloß, wo in den Ställen lauter steinerne Pferde standen, auch war kein Mensch zu sehen, und sie giengen durch alle Säle, bis sie vor eine Thür ganz am Ende kamen, davor hiengen drei Schlösser; es war aber mitten in der Thüre ein Lädlein, dadurch konnte man in die Stube sehen. Da sahen sie ein graues Männchen, das an einem Tisch saß. Sie riefen es an, einmal, zweimal, aber es hörte nicht: endlich riefen sie zum drittenmal, da stand es auf, öffnete die Schlösser und kam heraus. Er sprach aber kein Wort, sondern führte sie zu einem reichbesetzten Tisch; und als sie gegessen und getrunken hatten, brachte es einen jeglichen in sein eigenes Schlafgemach. Am andern Morgen kam das graue Männchen zu dem ältesten, winkte und leitete ihn zu einer steinernen Tafel, darauf standen drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloß erlöst werden könnte. Die erste war, in dem Wald unter dem Moos lagen die Perlen der Königstochter, tausend an der Zahl, die mußten aufgesucht werden, und wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte, so ward der, welcher gesucht hatte, zu Stein. Der älteste gieng hin und suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden; es geschah wie auf der Tafel stand, er ward in Stein verwandelt. Am folgenden Tag unternahm der zweite Bruder das Abenteuer: es gieng ihm aber nicht viel besser als dem ältesten, er fand nicht mehr als zweihundert Perlen, und ward zu Stein. Endlich kam auch an den Dummling die Reihe, der suchte im Moos, es war aber so schwer die Perlen zu finden und gieng so langsam. Da setzte er sich auf einen Stein und weinte. Und wie er so saß, kam der Ameisenkönig, dem er einmal das Leben erhalten hatte, mit fünftausend Ameisen, und es währte gar nicht lange, so hatten die kleinen Thiere die Perlen mit einander gefunden und auf einen Haufen getragen.

Die zweite Aufgabe aber war, den Schlüssel zu der Schlafkammer der Königstochter aus der See zu holen. Wie der Dummling zur See kam, schwammen die Enten, die er einmal gerettet hatte, heran, tauchten unter, und holten den Schlüssel aus der Tiefe. Die dritte Aufgabe aber war die schwerste, aus den drei schlafenden Töchtern des Königs sollte die jüngste und die liebste heraus gesucht werden. Sie glichen sich aber vollkommen, und waren durch nichts verschieden, als daß sie, bevor sie eingeschlafen waren, verschiedene Süßigkeiten gegessen hatten, die älteste ein Stück Zucker, die zweite ein wenig Syrup, die jüngste einen Löffel voll Honig. Da kam die Bienenkönigin von den Bienen, die der Dummling vor dem Feuer geschützt hatte, und versuchte den Mund von allen dreien, zuletzt blieb sie auf dem Mund sitzen, der Honig gegessen hatte, und so erkannte der Königssohn die rechte. Da war der Zauber vorbei, alles war aus dem Schlaf erlöst, und wer von Stein war, erhielt seine menschliche Gestalt wieder. Und der Dummling vermählte sich mit der jüngsten und liebsten, und ward König nach ihres Vaters Tod; seine zwei Brüder aber erhielten die beiden andern Schwestern.

Samstag, 9. Juni 2012

Der Frieder und das Catherlieschen

59. Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm


Es war ein Mann, der hieß Frieder, und eine Frau, die hieß Catherlieschen, die hatten einander geheirathet und lebten zusammen als junge Eheleute. Eines Tages sprach der Frieder „ich will jetzt zu Acker, Catherlieschen, wann ich wiederkomme, muß etwas Gebratenes auf dem Tisch stehen für den Hunger, und ein frischer Trunk dabei für den Durst.“ „Geh nur, Friederchen,“ antwortete die Catherlies, „geh nur, will dirs schon recht machen.“ Als nun die Essenszeit herbeirückte, holte sie eine Wurst aus dem Schornstein, that sie in eine Bratpfanne, legte Butter dazu und stellte sie übers Feuer. Die Wurst fieng an zu braten und zu brutzeln, Catherlieschen stand dabei, hielt den Pfannenstiel und hatte so seine Gedanken: da fiel ihm ein „bis die Wurst fertig wird, derweil könntest du ja im Keller den Trunk zapfen.“ Also stellte es den Pfannenstiel fest, nahm eine Kanne, gieng hinab in den Keller und zapfte Bier. Das Bier lief in die Kanne, und Catherlieschen sah ihm zu, da fiel ihm ein „holla, der Hund oben ist nicht beigethan, der könnte die Wurst aus der Pfanne holen, du kämst mir recht!“ und im Hui war es die Kellertreppe hinauf; aber der Spitz hatte die Wurst schon im Maul und schleifte sie auf der Erde mit sich fort. Doch Catherlieschen, nicht faul, setzte ihm nach und jagte ihn ein gut Stück ins Feld; aber der Hund war geschwinder als Catherlieschen, ließ auch die Wurst nicht fahren sondern über die Äcker hin hüpfen. „Hin ist hin!“ sprach Catherlieschen, kehrte um, und weil es sich müde gelaufen hatte, gieng es hübsch langsam und kühlte sich ab. Während der Zeit lief das Bier aus dem Faß immer zu, denn Catherlieschen hatte den Hahn nicht umgedreht, und als die Kanne voll und sonst kein Platz da war, so lief es in den Keller und hörte nicht eher auf, als bis das ganze Faß leer war. Catherlieschen sah schon auf der Treppe das Unglück. „Spuk,“ rief es, „was fängst du jetzt an, daß es der Frieder nicht merkt!“ Es besann sich ein Weilchen, endlich fiel ihm ein von der letzten Kirmes stände noch ein Sack mit schönem Waitzenmehl auf dem Boden, das wollte es herabholen und in das Bier streuen. „Ja“, sprach es, „wer zu rechter Zeit was spart, der hats hernach in der Noth,“ stieg auf den Boden, trug den Sack herab und warf ihn gerade auf die Kanne voll Bier, daß sie umstürzte und der Trunk des Frieders auch im Keller schwamm. „Es ist ganz recht,“ sprach Catherlieschen, „wo eins ist, muß das andere auch sein“ und zerstreute das Mehl im ganzen Keller. Als es fertig war, freute es sich gewaltig über seine Arbeit und sagte „wies so reinlich und sauber hier aussieht!“

Um Mittagszeit kam der Frieder heim. „Nun, Frau, was hast du mir zurecht gemacht?“ „Ach, Friederchen,“ antwortete sie, „ich wollte dir ja eine Wurst braten, aber während ich das Bier dazu zapfte, hat sie der Hund aus der Pfanne weggeholt, und während ich dem Hund nachsprang, ist das Bier ausgelaufen, und als ich das Bier mit dem Waizenmehl auftrocknen wollte, hab ich die Kanne auch noch umgestoßen; aber sei nur zufrieden, der Keller ist wieder ganz trocken.“ Sprach der Frieder „Catherlieschen, Catherlieschen, das hättest du nicht thun müssen! läßt die Wurst wegholen und das Bier aus dem Faß laufen, und verschüttest obendrein unser feines Mehl!“ „Ja, Friederchen, das habe ich nicht gewußt, hättest mirs sagen müssen.“

Der Mann dachte „geht das so mit deiner Frau, so mußt du dich besser vorsehen.“ Nun hatte er eine hübsche Summe Thaler zusammen gebracht, die wechselte er in Gold ein und sprach zum Catherlieschen „siehst du, das sind gelbe Gickelinge, die will ich in einen Topf thun und im Stall unter der Kuhkrippe vergraben: aber daß du mir ja davon bleibst, sonst geht dirs schlimm.“ Sprach sie „nein, Friederchen, wills gewiß nicht thun.“ Nun, als der Frieder fort war, da kamen Krämer, die irdne Näpfe und Töpfe feil hatten, ins Dorf und fragten bei der jungen Frau an ob sie nichts zu handeln hätte. „O, ihr lieben Leute,“ sprach Catherlieschen, „ich hab kein Geld und kann nichts kaufen; aber könnt ihr gelbe Gickelinge brauchen, so will ich wohl kaufen.“ „Gelbe Gickelinge, warum nicht? laßt sie einmal sehen.“ „So geht in den Stall und grabt unter der Kuhkrippe, so werdet ihr die gelben Gickelinge finden, ich darf nicht dabei gehen.“ Die Spitzbuben giengen hin, gruben und fanden eitel Gold. Da packten sie auf damit, liefen fort und ließen Töpfe und Näpfe im Hause stehen. Catherlieschen meinte sie müßte das neue Geschirr auch brauchen: weil nun in der Küche ohnehin kein Mangel daran war, schlug sie jedem Topf den Boden aus und steckte sie insgesammt zum Zierrath auf die Zaunpfähle rings ums Haus herum. Wie der Frieder kam, und den neuen Zierrath sah, sprach er „Catherlieschen, was hast du gemacht?“ „Habs gekauft, Friederchen, für die gelben Gickelinge, die unter der Kuhkrippe steckten: bin selber nicht dabei gegangen, die Krämer haben sichs heraus graben müssen.“ „Ach, Frau,“ sprach der Frieder, „was hast du gemacht! das waren keine Gickelinge, es war eitel Gold und war all unser Vermögen; das hättest du nicht thun sollen.“ „Ja, Friederchen,“ antwortete sie, „das hab ich nicht gewußt, hättest mirs vorher sagen sollen.“

Catherlieschen stand ein Weilchen und besann sich, da sprach sie „hör, Friederchen, das Gold wollen wir schon wieder kriegen, wollen hinter den Dieben herlaufen.“ „So komm,“ sprach der Frieder, „wir wollens versuchen; nimm aber Butter und Käse mit, daß wir auf dem Weg was zu essen haben.“ „Ja, Friederchen, wills mitnehmen.“ Sie machten sich fort, und weil der Frieder besser zu Fuß war, gieng Catherlieschen hinten nach. „Ist mein Vortheil“ dachte es, „wenn wir umkehren, hab ich ja ein Stück voraus.“ Nun kam es an einen Berg, wo auf beiden Seiten des Wegs tiefe Fahrgleisen waren. „Da sehe einer,“ sprach Catherlieschen, „was sie das arme Erdreich zerrissen, geschunden und gedrückt haben! das wird sein Lebtag nicht wieder heil.“ Und aus mitleidigem Herzen nahm es seine Butter und bestrich die Gleisen, rechts und links, damit sie von den Rädern nicht so gedrückt würden: und wie es sich bei seiner Barmherzigkeit so bückte, rollte ihm ein Käse aus der Tasche den Berg hinab. Sprach das Catherlieschen „ich habe den Weg schon einmal herauf gemacht, ich gehe nicht wieder hinab, es mag ein anderer hinlaufen und ihn wieder holen.“ Also nahm es einen andern Käs und rollte ihn hinab. Die Käse aber kamen nicht wieder, da ließ es noch einen dritten hinablaufen und dachte „vielleicht warten sie auf Gesellschaft und gehen nicht gern allein.“ Als sie alle drei ausblieben, sprach es „ich weiß nicht was das vorstellen soll! doch kanns ja sein, der dritte hat den Weg nicht gefunden, und sich verirrt, ich will nur den vierten schicken, daß er sie herbei ruft.“ Der vierte machte es aber nicht besser als der dritte. Da ward das Catherlieschen ärgerlich und warf noch den fünften und sechsten hinab, und das waren die letzten. Eine Zeit lang blieb es stehen und lauerte daß sie kämen, als sie aber immer nicht kamen, sprach es „o, ihr seid gut nach dem Tod schicken, ihr bleibt fein lange aus; meint ihr ich wollt noch länger auf euch warten? ich gehe meiner Wege, ihr könnt mir nachlaufen, ihr habt jüngere Beine als ich.“ Catherlieschen gieng fort und fand den Frieder, der war stehen geblieben, und hatte gewartet, weil er gerne was essen wollte. „Nun, gib einmal her, was du mitgenommen hast.“ Sie reichte ihm das trockne Brot. „Wo ist Butter und Käse?“ fragte der Mann. „Ach, Friederchen,“ sagte Catherlieschen, „mit der Butter hab ich die Fahrgleisen geschmiert, und die Käse werden bald kommen; einer lief mir fort, da hab ich die andern nachgeschickt, sie sollten ihn rufen.“ Sprach der Frieder „das hättest du nicht thun sollen, Catherlieschen, die Butter an den Weg schmieren und die Käse den Berg hinab rollen.“ „Ja, Friederchen, hättest mirs sagen müssen.“

Da aßen sie das trockne Brot zusammen, und der Frieder sagte „Catherlieschen, hast du auch unser Haus verwahrt, wie du fort gegangen bist?“ „Nein, Friederchen, hättest mirs vorher sagen sollen.“ „So geh wieder heim und bewahr erst das Haus, ehe wir weiter gehen; bring auch etwas anderes zu essen mit, ich will hier auf dich warten.“ Catherlieschen gieng zurück und dachte „Friederchen will etwas anderes zu essen, Butter und Käse schmeckt ihm wohl nicht, so will ich ein Tuch voll Hutzeln und einen Krug Essig zum Trunk mitnehmen.“ Danach riegelte es die Oberthüre zu, aber die Unterthüre hob es aus, nahm sie auf die Schulter und glaubte wenn es die Thüre in Sicherheit gebracht hätte, müßte das Haus wohl bewahrt sein. Catherlieschen nahm sich Zeit zum Weg und dachte, „desto länger ruht sich Friederchen aus.“ Als es ihn wieder erreicht hatte, sprach es „da, Friederchen, hast du die Hausthüre, da kannst du das Haus selber verwahren.“ „Ach, Gott,“ sprach er, „was hab ich für eine kluge Frau! hebt die Thüre unten aus, daß alles hinein laufen kann, und riegelt sie oben zu. Jetzt ists zu spät noch einmal nach Haus zu gehen, aber hast du die Thüre hierher gebracht, so sollst du sie auch ferner tragen.“ „Die Thüre will ich tragen, Friederchen, aber die Hutzeln und der Essigkrug werden mir zu schwer: ich hänge sie an die Thüre, die mag sie tragen.“

Nun giengen sie in den Wald und suchten die Spitzbuben, aber sie fanden sie nicht. Weils endlich dunkel ward, stiegen sie auf einen Baum und wollten da übernachten. Kaum aber saßen sie oben, so kamen die Kerle daher, die forttragen was nicht mitgehen will, und die Dinge finden, ehe sie verloren sind. Sie ließen sich gerade unter dem Baum nieder, auf dem Frieder und Catherlieschen saßen, machten sie ein Feuer an und wollten ihre Beute theilen. Der Frieder stieg von der andern Seite herab und sammelte Steine, stieg damit wieder hinauf und wollte die Diebe todt werfen. Die Steine aber trafen nicht, und die Spitzbuben riefen „es ist bald Morgen, der Wind schüttelt die Tannäpfel herunter.“ Catherlieschen hatte die Thüre noch immer auf der Schulter, und weil sie so schwer drückte, dachte es die Hutzeln wären schuld und sprach „Friederchen, ich muß die Hutzeln hinabwerfen.“ „Nein, Catherlieschen, jetzt nicht,“ antwortete er, „sie könnten uns verrathen.“ „Ach, Friederchen, ich muß, sie drücken mich gar zu sehr.“ „Nun so thus, ins Henkers Namen!“ Da rollten die Hutzeln zwischen den Ästen herab, und die Kerle unten sprachen „die Vögel misten.“ Eine Weile danach, weil die Thüre noch immer drückte, sprach Catherlieschen „ach, Friederchen, ich muß den Essig ausschütten.“ „Nein, Catherlieschen, das darfst du nicht, es könnte uns verrathen.“ „Ach, Friederchen, ich muß, er drückt mich gar zu sehr.“ „Nun so thus ins Henkers Namen!“ Da schüttete es den Essig aus, daß er die Kerle bespritzte. Sie sprachen unter einander „der Thau tröpfelt schon herunter.“ Endlich dachte Catherlieschen „sollte es wohl die Thüre sein, was mich so drückt?“ und sprach „Friederchen, ich muß die Thüre hinabwerfen.“ „Nein, Catherlieschen, jetzt nicht, sie könnte uns verrathen.“ „Ach, Friederchen, ich muß, sie drückt mich gar zu sehr.“ „Nein, Catherlieschen, halt sie ja fest.“ „Ach, Friederchen, ich laß sie fallen.“ „Ei,“ antwortete Frieder ärgerlich, „so laß sie fallen ins Teufels Namen!“ Da fiel sie herunter mit starkem Gepolter, und die Kerle unten riefen „der Teufel kommt vom Baum herab,“ rissen aus und ließen alles im Stich. Frühmorgens, wie die zwei herunter kamen, fanden sie all ihr Gold wieder und trugens heim.

Als sie wieder zu Haus waren, sprach der Frieder „Catherlieschen, nun mußt du aber auch fleißig sein und arbeiten.“ „Ja, Friederchen, wills schon thun, will ins Feld gehen, Frucht schneiden.“ Als Catherlieschen im Feld war, sprachs mit sich selber „eß ich, eh ich schneid, oder schlaf ich, eh ich schneid? hei, ich will ehr essen!“ Da aß Catherlieschen und ward überm Essen schläfrig, und fieng an zu schneiden und schnitt halb träumend alle seine Kleider entzwei, Schürze, Rock und Hemd. Wie Catherlieschen nach langem Schlaf wieder erwachte, stand es halb nackigt da und sprach zu sich selber „bin ichs, oder bin ichs nicht? ach, ich bins nicht!“ Unterdessen wards Nacht, da lief Catherlieschen ins Dorf hinein, klopfte an ihres Mannes Fenster und rief „Friederchen?“ „Was ist denn?“ „Möcht gern wissen, ob Catherlieschen drinnen ist.“ „Ja, ja,“ antwortete der Frieder, „es wird wohl drinn liegen und schlafen.“ Sprach sie „gut, dann bin ich gewiß schon zu Haus“ und lief fort.

Draußen fand Catherlieschen Spitzbuben, die wollten stehlen. Da gieng es bei sie und sprach „ich will euch helfen stehlen.“ Die Spitzbuben meinten es wüßte die Gelegenheit des Orts und warens zufrieden. Catherlieschen gieng vor die Häuser und rief „Leute, habt ihr was? wir wollen stehlen.“ Dachten die Spitzbuben „das wird gut werden“ und wünschten sie wären Catherlieschen wieder los. Da sprachen sie zu ihm „vorm Dorfe hat der Pfarrer Rüben auf dem Feld, geh hin und rupf uns Rüben.“ Catherlieschen gieng hin aufs Land und fieng an zu rupfen, war aber so faul, und hob sich nicht in die Höhe. Da kam ein Mann vorbei, sahs und stand still und dachte, das wäre der Teufel, der so in den Rüben wühlte. Lief fort ins Dorf zum Pfarrer und sprach „Herr Pfarrer, in eurem Rübenland ist der Teufel und rupft.“ „Ach Gott,“ antwortete der Pfarrer, „ich habe einen lahmen Fuß, ich kann nicht hinaus und ihn wegbannen.“ Sprach der Mann „so will ich euch hockeln,“ und hockelte ihn hinaus. Und als sie bei das Land kamen, machte sich das Catherlieschen auf und reckte sich in die Höhe. „Ach, der Teufel!“ rief der Pfarrer, und beide eilten fort, und der Pfarrer konnte vor großer Angst mit seinem lahmen Fuße gerader laufen, als der Mann, der ihn gehockt hatte, mit seinen gesunden Beinen.

Sonntag, 3. Juni 2012

Der Hund und der Sperling

58. Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm


Ein Schäferhund hatte keinen guten Herrn, sondern einen, der ihn Hunger leiden ließ. Wie ers nicht länger bei ihm aushalten konnte, gieng er ganz traurig fort. Auf der Straße begegnete ihm ein Sperling, der sprach „Bruder Hund, warum bist du so traurig?“ Antwortete der Hund „ich bin hungrig, und habe nichts zu fressen.“ Da sprach der Sperling „lieber Bruder, komm mit in die Stadt, so will ich dich satt machen.“ Also giengen sie zusammen in die Stadt, und als sie vor einen Fleischerladen kamen, sprach der Sperling zum Hunde „da bleib stehen, ich will dir ein Stück Fleisch herunter picken,“ setzte sich auf den Laden, schaute sich um, ob ihn auch niemand bemerkte, und pickte, zog und zerrte so lang an einem Stück, das am Rande lag, bis es herunter rutschte. Da packte es der Hund, lief in eine Ecke und fraß es auf. Sprach der Sperling „nun komm mit zu einem andern Laden, da will ich dir noch ein Stück herunter holen, damit du satt wirst.“ Als der Hund auch das zweite Stück gefressen hatte, fragte der Sperling „Bruder Hund, bist du nun satt?“ „Ja, Fleisch bin ich satt,“ antwortete er, „aber ich habe noch kein Brot gekriegt.“ Sprach der Sperling „das sollst du auch haben, komm nur mit.“ Da führte er ihn an einen Beckerladen und pickte an ein paar Brötchen, bis sie herunter rollten, und als der Hund noch mehr wollte, führte er ihn zu einem andern und holte ihm noch einmal Brot herab. Wie das verzehrt war, sprach der Sperling „Bruder Hund, bist du nun satt?“ „Ja,“ antwortete er, „nun wollen wir ein bischen vor die Stadt gehen.“

Da giengen sie beide hinaus auf die Landstraße. Es war aber warmes Wetter, und als sie ein Eckchen gegangen waren, sprach der Hund „ich bin müde und möchte gerne schlafen.“ „Ja, schlaf nur,“ antwortete der Sperling, „ich will mich derweil auf einen Zweig setzen.“ Der Hund legte sich also auf die Straße und schlief fest ein. Während er da lag und schlief, kam ein Fuhrmann heran gefahren, der hatte einen Wagen mit drei Pferden, und hatte zwei Fässer Wein geladen. Der Sperling aber sah daß er nicht ausbiegen wollte, sondern in der Fahrgleise blieb, in welcher der Hund lag, da rief er „Fuhrmann, thus nicht, oder ich mache dich arm.“ Der Fuhrmann aber brummte vor sich „du wirst mich nicht arm machen,“ knallte mit der Peitsche und trieb den Wagen über den Hund, daß ihn die Räder todt fuhren. Da rief der Sperling „du hast mir meinen Bruder Hund todt gefahren, das soll dich Karre und Gaul kosten.“ „Ja, Karre und Gaul,“ sagte der Fuhrmann, „was könntest du mir schaden!“ und fuhr weiter. Da kroch der Sperling unter das Wagentuch und pickte an dem einen Spuntloch so lange, bis er den Spunt losbrachte: da lief der ganze Wein heraus, ohne daß es der Fuhrmann merkte. Und als er einmal hinter sich blickte, sah er daß der Wagen tröpfelte, untersuchte die Fässer und fand daß eins leer war. „Ach, ich armer Mann!“ rief er. „Noch nicht arm genug“ sprach der Sperling und flog dem einen Pferd auf den Kopf und pickte ihm die Augen aus. Als der Fuhrmann das sah, zog er seine Hacke heraus und wollte den Sperling treffen, aber der Sperling flog in die Höhe, und der Fuhrmann traf seinen Gaul auf den Kopf, daß er todt hinfiel. „Ach, ich armer Mann!“ rief er. „Noch nicht arm genug“ sprach der Sperling, und als der Fuhrmann mit den zwei Pferden weiter fuhr, kroch der Sperling wieder unter das Tuch und pickte den Spunt auch am zweiten Faß los, daß aller Wein herausschwankte. Als es der Fuhrmann gewahr wurde, rief er wieder, „ach, ich armer Mann!“ aber der Sperling antwortete „noch nicht arm genug,“ setzte sich dem zweiten Pferd auf den Kopf und pickte ihm die Augen aus. Der Fuhrmann lief herbei und holte mit seiner Hacke aus, aber der Sperling flog in die Höhe: da traf der Schlag, das Pferd daß es hinfiel. „Ach, ich armer Mann!“ „Noch nicht arm genug“ sprach der Sperling, setzte sich auch dem dritten Pferd auf den Kopf und pickte ihm nach den Augen. Der Fuhrmann schlug in seinem Zorn, ohne umzusehen, auf den Sperling los, traf ihn aber nicht, sondern schlug auch sein drittes Pferd todt. „Ach, ich armer Mann!“ rief er. „Noch nicht arm genug,“ antwortete der Sperling, „jetzt will ich dich daheim arm machen,“ und flog fort.

Der Fuhrmann mußte den Wagen stehen lassen, und gieng voll Zorn und Ärger heim. „Ach,“ sprach er zu seiner Frau, „was hab ich Unglück gehabt! der Wein ist ausgelaufen, und die Pferde sind alle drei todt.“ „Ach, Mann,“ antwortete sie, „was für ein böser Vogel ist ins Haus gekommen! er hat alle Vögel auf der Welt zusammen gebracht, und die sind droben über unsern Waizen hergefallen und fressen ihn auf.“ Da stieg er hinauf, und tausend und tausend Vögel saßen auf dem Boden, und hatten den Waizen aufgefressen, und der Sperling saß mitten darunter. Da rief der Fuhrmann „ach, ich armer Mann!“ „Noch nicht arm genug,“ antwortete der Sperling, „Fuhrmann, es kostet dir noch dein Leben,“ und flog hinaus.

Da hatte der Fuhrmann all sein Gut verloren, gieng hinab in die Stube, setzte sich hinter den Ofen und zwar ganz bös und giftig. Der Sperling aber saß draußen vor dem Fenster und rief „Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.“ Da griff der Fuhrmann die Hacke und warf sie nach dem Sperling: aber er schlug nur die Fensterscheiben entzwei und traf den Vogel nicht. Der Sperling hüpfte nun herein, setzte sich auf den Ofen und rief „Fuhrmann, es kostet dir dein Leben.“ Dieser, ganz toll und blind vor Wuth, schlägt den Ofen entzwei, und so fort, wie der Sperling von einem Ort zum andern fliegt, sein ganzes Hausgeräth, Spieglein, Bänke, Tisch, und zuletzt die Wände seines Hauses, und kann ihn nicht treffen. Endlich aber erwischte er ihn doch mit der Hand. Da sprach seine Frau „soll ich ihn todt schlagen?“ „Nein,“ rief er, „das wäre zu gelind, der soll viel mörderlicher sterben, ich will ihn verschlingen,“ und nimmt ihn, und verschlingt ihn auf einmal. Der Sperling aber fängt an in seinem Leibe zu flattern, flattert wieder herauf, dem Mann in den Mund: da streckte er den Kopf heraus und ruft „Fuhrmann, es kostet dir doch dein Leben.“ Der Fuhrmann reicht seiner Frau die Hacke und spricht „Frau, schlag mir den Vogel im Munde todt.“ Die Frau schlägt zu, schlägt aber fehl, und schlägt dem Fuhrmann gerade auf den Kopf, so daß er todt hinfällt. Der Sperling aber fliegt auf und davon.

Willkommen und Abschied

Goethe Gedichte


Willkommen und Abschied


Mir schlug das Herz; geschwind zu Pferde,
Und fort, wild, wie ein Held zur Schlacht!
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hieng die Nacht;
Schon stund im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgethürmter Riese, da,
Wo Finsterniß aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.

Funklöcher und Frequenzstörungen

Der Familien Funk hilft explizit gegen Funklöcher und Frequenzstörungen.