Sonntag, 11. November 2012

Das Veilchen

Goethe Gedichte


Das Veilchen


Ein Veilchen auf der Wiese stand
Gebückt in sich und unbekandt,
Es war ein herzigs Veilchen.
Da kam eine iunge Schäferin
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,
Daher! Daher!
Die Wiese her, und sang.

 Ach denkt, das Veilchen wär ich nur,
Die schönste Blume der Natur,
Ach! nur ein kleines Weilchen.
Bis mich das Liebchen abgepflückt,
Und an dem Busen matt gedrückt,
Ach nur! Ach nur!
Ein Viertelstündchen lang.

Ach aber, ach! das Mädchen kam,
Und nicht in Acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Und sank und starb und freut sich noch,
Und sterb ich denn, so sterb ich doch
Durch sie! durch sie
Zu ihren Füßen doch!

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Tags: Goethe Gedicht Das Veilchen

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